Als der Anruf des DFB Ende Januar kam, freute ich mich nach dem Telefonat schon gehörig. Ich wurde vom Deutschen Fußballbund angefragt, ob ich als Fanprojekt-Mitarbeiter das Auswärtsspiel der Männer-Nationalmannschaft im Rahmen des UEFA Nations League-Viertelfinals in Italien begleiten könnte. Das Spiel am Donnerstag, den 20.03.2025 im Mailänder San Siro-Stadion wollten 3.500 deutsche Fans live vor Ort verfolgen – das größte Auswärtskontingent seit 2014 und somit eine logistische Herausforderung, der ich mich gern stellte.
Echte Anerkennung der Arbeit am Standort Hannover
Nach Rücksprache im Team des Fanprojekts, einem positiv verlaufenen Gespräch mit meiner Leitung und der notwendigen stadtinternen Kommunikation gab es Ende Februar das „Go“, dem DFB eine positive Rückmeldung geben zu können. Für uns als Fanprojekt-Team am Standort Hannover bedeutete diese Anfrage eine ausgezeichnete Möglichkeit, im konstruktiven Austausch mit dem DFB zu bleiben. Darüber hinaus zeigte die Anfrage auch die Anerkennung der Arbeit am Standort Hannover, an dem das Fanprojekt im Bereich Kinder- und Jugendarbeit der LHH verortet ist.
Fan-Info für optimale Rahmenbedingungen bei Auslandsspielen
So flog ich bereits am Mittwoch vor dem Spiel nach Mailand, um ab Nachmittag mit den DFB-Kolleg*innen aufsuchende Arbeit in der Mailänder Innenstadt zu leisten und ein Gefühl für die deutschen Schlachtenbummler*innen zu bekommen. Unser Arbeitseinsatz wurde flankiert von einem DFB-Fanbrief, welcher allen 3.500 Ticket-Inhaber*innen vorab zugesandt wurde, um bestmöglich auf die Auswärtsfahrt vorbereitet zu sein. Neben mir wurde dort noch eine Hamburger Fanprojekt-Kollegin benannt, die zu diesem Spiel ebenso den DFB unterstützte. Die Fan-Info ist Teil eines Konzepts der DFB-Fanbetreuung bei Länderspielen, um optimale Rahmenbedingungen für deutsche Fans bei Auslandsspielen zu gestalten.
Vor Ort auch 96-Fans angetroffen
Am Spieltag ging es nach einem morgendlichen Briefing mit den DFB-Kolleg*innen zur Spielvorbereitung in den Mailänder Stadtteil Porta Genova, in dem sich bereits früh hunderte deutsche Fans trafen. Wir waren mit gut erkennbaren Jacken der DFB-Fanbetreuung im Straßenbild präsent und standen deutschen Fans bei zahlreichen Fragen als Ansprechpartner*innen zur Verfügung. Zu meiner Freude konnten vor Ort auch 96-Fans angetroffen werden, so dass eine angenehme Überschneidung zum alltäglichen Arbeitsfeld hergestellt werden konnte.
Die im Vorfeld getroffenen Absprachen mit den Italienischen Verantwortlichen verliefen nicht ganz optimal. Die in der Fan-Info benannten Sonderbahnen für deutsche Fans standen entgegen der Planungen nicht zur Verfügung, sodass ich mich mit der Hamburger Kollegin und vielen deutschen Fans mit zwei Umstiegen zum Stadion begeben musste. Dabei war es unsere Aufgabe, den mitgereisten Fans das etwas unübersichtliche Metrosystem von Mailand zu erklären und sie zum Treffpunkt der deutschen Fans in der Nähe des Stadions zu lotsen. Von diesem Treffpunkt aus begleiteten wir die Schlachtenbummler*innen auf dem zwei Kilometer langen Weg zum Stadio San Siro.
Vielfältige Aufgaben
Während der Einlassphase des Spiels wurden die deutschen Fans beim Anbringen ihrer Zaunfahnen unterstützt und viele Fragen beantwortet. Wie vielfältig die Aufgaben und deren Bearbeitung sein können zeigte das Auffinden zweier Personalausweise durch die Fanbetreuung während des Spiels. Die Besitzer der Ausweise konnten über ihre jeweiligen Social Media-Accounts ausfindig gemacht und direkt vor Ort übergeben werden.
Notfalleinsatz um Mittnacht
In der Nachspielphase galt es zuerst eine 40-minütige Blocksperre abzuwarten. In Italien ist es üblich, dass zuerst die Heimfans das Stadion verlassen – bei 60.334 Menschen im Stadion kann das schon mal etwas dauern. Nach der erfolgten Abreise und einer abschließenden kurzen Besprechung sollte es für die Hamburger Kollegin und mich in den Feierabend gehen – so dachten wir zumindest. An der Metrostation trafen wir gegen Mitternacht noch auf einen deutschen Fan mit Kreislaufproblemen, welcher von weiteren Fans gestützt wurde. Mittels guter spanisch-Kenntnisse konnte den herbeigerufenen Sicherheitskräften Übersetzungshilfe geleistet werden. Nach einigen Minuten konnte der Betroffene in die Hände der eintreffenden Sanitäter übergeben werden. Zu unserer Freude meldete sich der Fan am Folgetag telefonisch bei uns und bedankte sich für die Hilfe, die sich als absolut notwendig herausgestellt hatte. Mittels einiger Infusion konnte er so weit stabilisiert werden, dass auch er die Heimreise am Folgetag antreten konnte. Ein versöhnlicher Abschluss des Einsatzes.
Vermutlich nicht die letzte Reise zum Länderspiel
Insgesamt gesehen gab es spannende Einblicke in die Strukturen des DFB, die um einiges vielfältiger sind, als es von außen den Anschein macht. Darüber hinaus ergab sich ein unverhoffter Mehrgewinn für die Kernarbeit in Hannover. Wie ich herausfand ist es Fanprojekten möglich, sich als Fanclub der Nationalmannschaft registrieren zu lassen, was mit einem Karten-Vorkaufsrecht einhergeht. Bisher war das immer die Hürde, mit 96-Fans der Nationalmannschaft zu spielen – insbesondere in Bezug auf die großen Turniere – zu reisen. Es wird also vielleicht nicht mein letztes Länderspiel gewesen sein…
Autor*in: Manuel Schröder (Fanprojekt Hannover, Fachbereich Jugend und Familie, Landeshauptstadt Hannover)