Um die Öffentlichkeit auf die weitgehend verdrängte Problematik der Suizidalität aufmerksam zu machen und in Gedenken an Menschen, die durch einen Suizid verstorben sind, ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich am 10.9. zum Welttag Suizidprävention auf.
Anlässlich dieses Tages wird das Netzwerk Suizidprävention für junge Menschen in und um Hannover auf dem Entdeckertag am 8.9.24 ein Informationszelt aufbauen. Wir laden die Besucher*innen ein mit uns ins Gespräch über Leben – Lebenskrisen – Lebensmüdigkeit – Lebensmut – Lebenslust zu gehen und informieren über unsere Suizidpräventionsangebote.
Nach wie vor ist Suizidalität ein Tabuthema
Es verunsichert, löst Angst, Ohnmacht und manchmal auch Wut im Freundeskreis, bei Eltern, aber auch bei Fachkräften aus dem schulischen und psychosozialen Kontext aus.
Aus diesem Grund ist das „Netzwerk Suizidprävention für Kinder Jugendliche und junge Erwachsene“ seit 1984 aktiv.
Im Jahr 2022 endete das Leben von 482 jungen Menschen unter 25 Jahren durch einen Suizid (10 119 Menschen aus allen Altersgruppen). Davon waren 341 männlich und 141 weiblich. Nimmt man die Altersgruppe von 25 bis 30 Jahren noch hinzu, ergibt sich eine Suizidrate von 830. Davon waren 610 männlich und 220 weiblich. Die Zahlen sind glücklicherweise gesunken, doch die Not ist unseres Erachtens dennoch groß. Nach wie vor ist der Suizid die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen. Nicht eingerechnet sind dabei Todesfälle durch Drogen und Verkehrsunfälle, von denen ein unbekannter Teil ein Suizid gewesen sein könnte. Während die Zahl der vollendeten Suizide bei Jungen/ jungen Männern höher ist, so ist bei Mädchen/ jungen Frauen eine größere Anzahl an Suizidversuchen zu verzeichnen. In der Zeit der Jugend und Adoleszenz werden die meisten Suizidversuche unternommen. Daher sind junge Menschen als besonders gefährdet einzuschätzen. Zudem ist in den letzten Jahren insbesondere durch die Pandemie ein starker Anstieg an depressiven Phasen, Ängsten/Zukunftsängsten und sozialem Rückzug zu verzeichnen. Nach Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO löst der Suizid eines Menschen bei mindestens sechs Menschen aus seiner direkten Umgebung seelisches und körperliches Leid aus. Dies geht nicht selten mit Suizidalität einher.
Suizidprävention ist daher unverzichtbar!!!
Jedes Jahr laden wir im Rahmen der Veranstaltungsreihe vom Bündnis gegen Depression, Schulklassen ab dem 9.Jahrgang in das Winnicott Institut ein. In Kooperation mit den Improkokken finden jugendgerecht und interaktiv Improvisationstheater und Workshops zum Thema Suizidalität und Bewältigung von Krisen statt.
Zudem gehen wir seit 2023 mit einem neuen Präventionskonzept HEYLiFE an Schulen.
HEYLiFE ist ein Präventionsprogramm zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz und des Hilfesuchverhaltens bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab dem 9.Jahrgang. In den Workshops werden die psychischen Belastungen durch den herausfordernden Alltag von Jugendlichen thematisiert. Wir schauen uns die einzelnen Belastungen an und überlegen passende Bewältigungsstrategien, betrachten aber ebenso die möglichen Folgen in Gestalt von psychischen Erkrankungen, deren Warnzeichen bis zu suizidalen Gedanken und Krisen. Unser Ziel ist, die Bewältigung von Krisen anhand von Unterstützungs- und (professionellen) Hilfsangeboten aufzuzeigen und die Jugendlichen auch in ihrer Rolle als Freundinnen & Freunde zu stärken.
Unsere Botschaft ist: Krisen gehören zum Leben dazu, wir können uns stärken und lernen sie zu meistern. Es gibt einen anderen Ausweg als einen Suizid!
In den dazugehörigen Workshops für Lehrkräfte sind das Erkennen von Signalen, das Verstehen von Auslösern und Motiven sowie der Wunsch hilfreich handeln zu können, die Inhalte. Nur durch Aufklärung, Auseinandersetzung und Gespräche über suizidale Gefährdung können Vorurteile, Ängste und Hilflosigkeit, die das Thema mit sich bringen, abgebaut werden und Sicherheiten im Umgang mit Menschen in suizidalen Krisen gewonnen werden.
Unsere Botschaft ist: NIE IM ALLEINGANG! Denn Suizidalität ist ein einsames Thema!
Das sind die Ziele unserer Präventionsarbeit!
Seit 2022 werden wir aktiv unterstützt vom Lionsclub Kirchrode. Dadurch konnten wir u.a. das HEYLiFe Präventionsprogramm umsetzen und unsere Öffentlichkeitsmaterialen erneuern.
Autor*in: Netzwerk für Suizidprävention für junge Menschen in und um Hannover / Jugend-, Familien- und Erziehungsberatung (Fachbereich Jugend und Familie, LHH)