Zum Aktivieren des Google-Übersetzers bitte klicken. Wir möchten darauf hinweisen, dass nach der Aktivierung Daten an Google übermittelt werden.
Mehr Informationen zum Datenschutz
zurück

Gemeinsam gut leben

Das Spiel – die unterschätzte Superkraft

Image
Das Spiel hat für die Entwicklung der Kinder eine wichtige Funktion. / © Alexandra Rust

Konflikte, etwa im Kindergarten oder der Schule, können spielerisch oft viel besser ausgedrückt werden als mit Worten. Während Erwachsene über Konflikte und Gefühle sprechen können, können Kinder dies noch nicht so gut. Gerade kleinere Jungen und Mädchen schaffen es nicht zu sagen: „Mama, ich finde das total doof, dass ich Papa nicht mehr ‚Gute Nacht‘ sagen kann, weil er noch auf der Arbeit ist“. Stattdessen weinen sie oder sagen: „Blöde Mama“. Auch Schulkinder, mit einem deutlich höheren Wortschatz, sagen nur selten: „Papa, ich habe den Finn gehauen, weil ich so traurig war, dass der Jonas weggezogen ist. Und dann wollte die Lehrerin auch noch, dass ich eine Matheaufgabe rechne. Aber das konnte ich nicht, weil ich ja an Jonas denken musste. Dann war ich wütend und hab mein Buch auf die Lehrerin geworfen, weil sie nicht versteht, dass ich Jonas vermisse“. 

Durch Nachspielen können Kinder besser verstehen

Kinder können aber im Spiel Beziehungen oder das Lösen von Konflikten üben. Dabei können sie sich selbst erst einmal von ihrem eigenen Konflikt distanzieren, indem sie etwa verschiedenen Lego-Figuren eine Rolle zuweisen.  Da gibt es den Schüler, der den Anweisungen der Lehrer nicht Folge leisten will oder die Lehrerin, die merkt, wie schwer es ist, ihre Schüler zum Lernen zu begeistern, weil sie lieber auf dem Schulhof Fußball spielen würden. Durch das Nachspielen dieser Situationen können Kinder die Erfahrung machen, andere besser verstehen zu können. Zum Beispiel was Finn fühlt, wenn er gehauen wird. Dies gelingt, weil Max im Spiel erfahren kann, wie er sich selbst fühlen würde, wenn er gehauen oder mit einem Buch beworfen wird.

Beim Spielen zusammen mit den Eltern können Kinder sich Konfliktlösungsstrategien abschauen und lernen, wie Menschen sich angemessen zueinander verhalten. Dadurch, und auch durch gemeinsames Spielen mit anderen Kindern, werden Mädchen und Jungen mit neuen Ideen, Inhalten, Vorstellungen, Gefühlen, Vorgehensweisen oder Lösungsmöglichkeiten konfrontiert, die die Möglichkeit bieten, dass das Kind etwas dazulernt.

Kinder entwickeln gemeinsam Regeln

Kinder werden im Spiel dazu verleitet, die Gedanken der anderen zu verstehen und die eigenen Vorstellungen damit abzugleichen. Spielen trägt dadurch zur individuellen Entwicklung bei, weil die unterschiedlichen Perspektiven der anderen Kinder zur Erweiterung und Veränderung der eigenen führen. In einer Gruppe konzentrieren sich Kinder im Spiel auf gemeinsame Inhalte und entwickeln dadurch das Spiel immer weiter. Sie merken zum Beispiel, dass gewisse Spielinhalte Regeln brauchen und entwickeln diese. An diesem Punkt machen sie dann die Erfahrung, dass Regeln wichtig sind, um ein Zusammenleben zu organisieren und merken sich dies für andere Situationen. Kinder entwickeln so unter Gleichaltrigen demokratisches Verhalten und einen Sinn für Gerechtigkeit.

Kinder erleben beim Spielen beispielsweise, dass sie Freiheiten haben und sich aber auch gelegentlich freiwillig unterordnen müssen, weil es die Spielregel so erfordert. Im Spiel können Kinder lernen Kompromisse einzugehen, zu verhandeln, zuzuhören, zu verstehen und gegebenenfalls auftretende Konflikte zu lösen. Das Spiel ist eine Superkraft, die oft unterschätzt wird.

Wir beraten Sie gerne, wie Sie die Superkräfte ihrer Kinder unterstützen können: www.hannover.de/familienberatung-LHH

Von Melanie Kalb

Datum: 25 Jun, 2020