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Mach dich schlau!

Selbstständigkeit – Jedes Kind hat sein eigenes Tempo

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Das kann ich schon alleine. ©LHH/Marion Coers

Kinder im Alter von 1,5 bis 3 Jahren üben das Nein-Sagen. Das ist wichtig für ihre weitere Entwicklung. In solchen Situationen brauchen sie ruhige und starke Eltern.

 

…Johanna (1,5 Jahre) möchte ihre Schuhe selber anziehen. Sie versucht es immer wieder, aber es will ihr nicht gelingen. Ihre Mutter möchte sie unterstützen und nimmt ihr den Schuh aus der Hand. Johanna wirft sich schreiend auf den Boden und fordert den Schuh zurück.

…Selim (1 ¾ Jahre) braucht eine neue Windel. Schreiend läuft er davon. Sein Papa gibt ihm ein Gummibärchen und Selim macht mit.

…Lilian möchte ihrem Vater ganz dringend etwas erzählen. Er versteht nicht, was sie ihm sagen möchte. Immer verzweifelter wiederholt sie ihre Worte. Doch der Vater deutet immer das Falsche. Nichts ist richtig. Lilian wirft sich auf die Erde und schreit.

…Claudio (2 ¼ Jahre) will unbedingt das Handy von seiner Mutter. Sie gibt es ihm nicht. Er ist richtig wütend darüber und schlägt nach ihr. Seine Mutter reagiert nicht darauf und lenkt ihn ab. Er wird immer wütender und lauter. Seine Mama gibt ihm das Handy.

Jedes Kind ist neugierig, lern- und wissbegierig. Nicht jedes Kind will oder kann das Gleiche wie ein anderes. Auch euer Kind hat seine eigenen Interessen und sein eigenes Tempo. Als Eltern braucht ihr daher eine gute Beobachtungsgabe und ein wenig Ruhe und Zeit. Damit könnt ihr euer Kind leichter dabei unterstützen, Dinge selbst zu tun. Du vermittelst deinem Kind: „Ich traue es dir zu!“ Das ist aber oft gerade am Anfang schwierig, wenn die Eltern von den Wutausbrüchen überrascht werden.

 

  • Johanna protestiert, als die Mutter ihr den Schuh aus der Hand nimmt. Vielleicht ärgert sie sich auch, weil es noch nicht so gelingt, so wie sie es sich vorstellt. Sie möchte Dinge selber machen, die andere ihr vorleben. Selbstständig sein bedeutet für sie, einen wichtigen Schritt auf dem Weg der motorischen und geistigen Entwicklung und für das Lernen zu gehen.
  • Das Wickeln nervt kleine Kinder – auch Selim. Oft laufen sie weg oder winden sich dann wie ein Aal auf dem Wickeltisch. Selim wird immer öfter davonlaufen, wenn er dafür Gummibärchen bekommt. Wenn ihr als Eltern ein solches „Spiel“ unterbrechen möchtet, könnt ihr euer Kind für das Mitkommen loben – Lob wirkt oft wie ein Wunder.
  • Claudio wird von seiner Wut überflutet. Er kann sich nicht mehr selbst regulieren. Er braucht nun die Hilfe seiner Mutter. Wendet euch in solchen Situationen eurem Kind zu. Sprecht ein klares „Stopp“ ruhig aus. Damit zeigt ihr eine verlässliche Grenze und vermittelt eurem Kind Sicherheit. Ein Nachgeben kann dein Kind weiter verunsichern. Sobald dein Kind merkt, dass du ruhig bei ihm bleibst, fühlt es sich sicher. Es wird nach mehreren Versuchen aufhören.
  • Lilian spricht noch viel in ihrer eigenen Sprache. Auch wenn der Wortschatz deines Kindes noch klein ist, möchte es dir etwas mitteilen. Dein Kind kann dann verzweifelt reagieren, weil es sich oder seinen Wunsch nicht an dich vermitteln kann. Versuche Ruhe zu bewahren, das Gesagte des Kindes zu wiederholen oder es dir von ihm zeigen zu lassen. Vermittle deinem Kind, dass du zuhörst und es verstehen möchtest.

 

Wenn du die Selbstständigkeit und das Zutrauen deines Kindes unterstützt, hilfst du ihm, sich in seiner Welt und in seiner Gruppe zurecht zu finden.

 

Tipps

Lasst eure Kinder Dinge selbst ausprobieren. Dein Kind zeigt dir, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Bewahre die Ruhe und Zurückhaltung. Hilf erst, wenn dich dein Kind dazu auffordert. Beispiele aus dem Alltag sind:

  • selber an- und ausziehen
  • mit Löffel, Gabel und (Kinder-)messer essen
  • Einpacken und Aufräumen
  • Geschirr und Lebensmittel auf den Tisch stellen
  • bei der Wäsche, beim Putzen, Reparieren oder im Garten helfen
  • mit Schere oder Messer schneiden

Die Selbstständigkeit deines Kindes kannst du unterstützen, wenn du ihm deine volle Aufmerksamkeit schenkst, besispielswise wenn es

  • etwas tun möchte
  • dir etwas zeigen möchte
  • etwas gebaut oder gemalt hat
  • etwas erzählen möchte

Oft reichen schon fünf bis zehn Minuten, damit sich dein Kind gesehen und beachtet fühlt.
Lobe dein Kind regelmäßig. Ein freundlicher Blick, aufmunternde Worte oder ein Streicheln unterstützen positives Verhalten.
Wenn du selbst verzweifelt bist, weil du dich hilflos oder ratlos fühlst, wenn dein Kind immer wieder wütend reagiert, kannst du dich auch an die Familien- und Jugendberatungsstelle der Landeshauptstadt Hannover wenden. Sie ist kostenfrei. Oder suche das Gespräch mit den Erzieher*innen in deiner KiTa.  

 

Autor*in: Bärbel Kuhlmey (Quelle: Peter Pelikan e.V. )

Datum: 24 Apr, 2023