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Gemeinsam gut leben

So trifft Corona die Jugend

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Hat die soziale Isolation unter Corona gravierende Folgen für Kinder und Jugendliche? / © Quelle: OE 51.31.4 - Jugend-, Familien- und Erziehungsberatung

Ein Shutdown oder die aktuell geltenden Beschränkungen sozialer Kontakte hat für Jugendliche besonders schwerwiegende Folgen, weil altersgerechte Entwicklungen nur eingeschränkt voranschreiten können. Anhand der Phasen der Adoleszenz, also das Heranreifen in allen psychologischen Aspekten wie beispielsweise Identitätsbildung, Aggressionsentwicklung, Bezugsgruppenbildung, möchte ich ihre Bedeutung für die Entwicklung der Heranwachsenden aufzeigen.

In der Voradoleszenz (10.-12. Lebensjahr) nimmt durch hormonelle Veränderungen der Triebdruck zu. Charakteristisch ist in dieser Phase der Gebrauch von “schmutzigen” Worten, zweideutigen Witzen und eine mangelnde Körperhygiene. Die Hauptaufgabe in dieser Phase ist die Ablösung von der Mutter. Bei Jungs findet man in dieser Zeit oft mädchenabwertende Einstellungen. Die Risikofreude und die Unfallneigung steigt. Mädchen tuscheln, hängen zusammen und benehmen sich wie Jungs. Die Peer-Group bringt Anerkennung und gewinnt an Bedeutung, da diese außerhalb der Familie neue Normen und Identifizierungsmöglichkeiten sowie neue Beziehungen und Halt bietet und sich stabilisierend auf die Identität des Heranwachsenden auswirkt.

In der Frühadoleszenz (13.-14. Lebensjahr) wenden sich die Jugendlichen immer mehr ihren Freunden zu. Die Wertvorstellungen, Moralvorstellungen und Maßstäbe der Peer-Group unterscheiden sich von denen der Eltern oft.

In der mittleren Adoleszenz (15.-17. Lebensjahr) wenden sich Jugendliche dem anderen Geschlecht zu und gehen romantische Beziehungen ein. Die Eltern verlieren an Bedeutung, was ein noch tieferes und emotionales Erleben der Freundschaften mit sich bringt.

Die Spätadoleszenz (18.-20. Lebensjahr) bringt eine zunehmende Sicherheit im Umgang mit persönlichen Fähigkeiten und Eigenschaften und zu einer einheitlichen Identität.

Die Nachadoleszenz (21.-25. Lebensjahr) ist der Übergang von der Adoleszenz zum Erwachsenensein. Hier werden soziale Rollen ausgeformt und es kommt zur völligen Loslösung von den Eltern mit einer Neuentwicklung der Beziehungen zu den Eltern auf Distanz.

Deutlich wird, dass die Peer-Group in allen Phasen der Adoleszenz eine enorme Bedeutung hat und auch notwendig ist, damit sich Jugendliche aus ihrer Herkunftsfamilie lösen können und ihre eigene Identität finden. Der Shutdown Anfang des Jahres und die aktuell noch geltenden Beschränkungen führen zu einem Wegfall sozialer Beziehungen, wodurch Jugendliche wieder mehr in den Schoß der Familie fallen und den wichtigen Entwicklungsschritt der Loslösung und Identitätsausbildung nicht oder nur eingeschränkt vollziehen können, was dann beispielsweise zu Aggressionen oder auch Depressionen führen kann.

Wir beraten Sie gerne, zu diesem Thema:

www.hannover.de/familienberatung-LHH

Von Melanie Kalb (Jugend-, Familien- und Erziehungsberatung, LHH)

Datum: 28 Okt, 2020