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Early Excellence

Begleitung frühkindlicher Entwicklung in Kitas

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Liebe Eltern, im letzten Beitrag Kinder tun manchmal Dinge, die uns unbegreiflich erscheinen habe ich Euch vorgestellt warum ressourcenorientierte Beobachtungsverfahren in Kitas so wichtig sind um die Interessen von Kindern zu entdecken und was Eltern darüber wissen sollten.

Heute möchte ich Euch das Early Excellence Beobachtungsverfahren vorstellen. Der Early Excellence Ansatz stammt aus England und wird dort in den Early Excellence Centres seit vielen Jahren praktiziert. Diese sind vergleichbar mit unseren Kitas und beziehen Eltern aktiv in die Bildungsbegleitung ihrer Kinder mit ein. Das tun auch die Familienzentren in Hannover. Das sind bereits 50 Kitas in Hannover, die nach dem Early Excellence Konzept arbeiten.

Der Early Excellence Ansatz hat drei Leitsätze, die ich Euch kurz vorstellen möchte:

  1. Jedes Kind ist einzigartig und verdient eine exzellente Förderung
  2. Eltern als die ersten Erzieher sind die Experten ihres Kindes
  3. Die Kita wandelt sich zum Familienzentrum und öffnet sich für Familien im lokalen Umfeld

 

Um Eltern als Expert*innen ihrer Kinder in deren Entwicklung einzubeziehen ist die regelmäßige Beobachtung durch die pädagogischen Fachkräfte in der Kita und der Austausch darüber mit den Eltern wichtig.

Das Beobachtungsverfahren erfolgt mit einem Beobachtungsbogen.

Zuerst beobachten mindestens drei pädagogische Fachkräfte dasselbe Kind in drei unterschiedlichen Spielsituationen. Wichtig ist, dass es durch das Kind freigewählte Spielsituationen sind. Dort zeigt uns das Kind am besten woran es interessiert ist. Die pädagogischen Fachkräfte schreiben auf, was das Kind tut. Sehr wichtig ist es dabei nur aufzuschreiben was gesehen oder gehört wird und nicht zu bewerten.

Im zweiten Schritt wertet die pädagogische Fachkraft die Beobachtung aus. Zuerst wird „Wohlbefinden“ des Kindes eingeordnet. Hier geht es nicht darum das Kind zu bewerten, sondern es gilt festzustellen, wie gut das Kind in der Kita eingewöhnt ist, wie wohl es sich dort fühlt. In der Pädagogik sprechen wir von emotionaler Entwicklung bzw. von Bindung. Nur sicher gebundene Kinder erkunden ihre Umwelt und begeben sich in Bildungsprozesse. Das zeigt und das Kind durch „Engagiertheit“. Ihr kennt bestimmt Situationen in denen Euer Kind so vertieft in das eigene Tun ist, dass es kaum wahrnimmt, was herum passiert. Die Begriffe „Wohlbefinden“ und „Engagiertheit“ kommen aus der Leuvener Engagiertheitsskala.

Im dritten Schritt ordnet die pädagogische Fachkraft zu in welchen Bildungsbereichen das Kind aktiv war. Darüber können wir feststellen welche Interessen sich beim Kind entwickeln. Die Bildungsbereiche entstammen aus dem Orientierungsplan Bildung des Landes Niedersachsen.

Danach wird zugeordnet welche Schemas das Kind nutzt. Schemas beziehen sich auf Piagets Lerntheorie und sind Muster, die Kinder immer wieder an unterschiedlichsten Dingen anwenden, um damit herauszufinden, wie Dinge funktionieren. Wir sprechen dabei von der kognitiven Entwicklung des Kindes. Ein Beispiel ist transportieren. Kinder räumen den Schrank aus, packen die Sachen ein und bringen es in einen anderen Raum oder verstauen alles in einem Wäschekorb. Dabei macht das Kind z.B. erste Volumenerfahren, Grundlage für mathematisches Verständnis.

Haben alle pädagogischen Fachkräfte ihre Beobachtung ausgewertet werden in einem gemeinsamen Treffen alle drei Beobachtungen zusammengelegt. Dadurch konkretisiert sich das Bild über das Kind. Wir stellen fest, ob es sich in der Kita wohlfühlt, mit wem es gerne spielt, in welchen Räumen oder Außengelände es gerne ist, welche Materialen es nutzt, wie die sprachliche und motorische Entwicklung ist. Mit diesem Wissen planen die pädagogischen Fachkräfte ein Angebot für das Kind, das wir pädagogische Herausforderung nennen. Dem Kind wird etwas Neues angeboten, dass aber an dessen Lernerfahrungen anknüpft. Wir alle lernen am besten, wenn es an unsere Interessen anknüpft und an bereits vorhandenes Wissen.  Das Angebot wird mit Fotos dokumentiert und gemeinsam mit dem Kind wird ein Situationsbuch hergestellt in das die Fotos geklebt und das Angebot in einer kleinen Geschichte beschrieben wird.

Die Eltern des Kindes werden danach zu einem Entwicklungsgespräch eingeladen. Dort wird über die Beobachtung und das Angebot berichtet. Die pädagogischen Fachkräfte erfahren dabei, ob die Eltern ähnliches Tun und Interessen des Kindes zuhause beobachtet haben und Eltern erfahren wie gut sich ihr Kind entwickelt und nehmen Anregungen für zuhause mit.

Vielleicht kennt Ihr das Early Excellence Beobachtungverfahren schon, weil Euer Kind z.B. in einem Familienzentrum betreut wird. Wenn nein, fragt doch mal in eurer Kita nach, nach welchem Beobachtungsverfahren dort gearbeitet wird. Vielleicht probiert Ihr das Beobachtungsverfahren selber zuhause aus.

In einem weiteren Artikel werde ich Euch das Beobachtungsverfahren nach den Bildungs- und Lerngeschichten vorstellen.

 

Autor*in: Andreas Schenk (Sachgebietsleitung Trägerübergreifende Angelegenheiten und Programme, Fachbereich Jugend und Familie, Landeshauptstadt Hannover)

Datum: 15 Aug, 2022